Osterkurs Benediktushof

Die gesamte Welt in den zehn Richtungen ist eine leuchtende Perle.

Im frühlingshaften Benediktushof fand von Mittwoch bis Ostersonntag unser Zen-Seminar statt, das Dogens „Leuchtende Perle“ aus dem Shobogenzo als Grundlage hatte.

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Wir waren dieses Mal in einem lichtdurchfluteten Raum zum Zengarten untergebracht. Es war ein Kurs, wie man es sich nur wünschen kann: mit seit Jahrzehnten Zen-Übenden und neu zum Zen Kommenden in einer guten Balance. Interessant war der Austausch in Hinblick auf die fünf Herkunftsländer der Teilnehmenden, denn obgleich die Sprache des Zen universell ist, gibt es durchaus regionale Nuancen und Färbungen.

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Und so haben wir gemeinsam versucht, die Perle zu beleuchten und uns von ihr inspirieren zu lassen.

Das alte Kloster
Strom der Jahrhunderte
Nachts
Kirschblütenduft
Ostermorgen
Zwinkernde Perlen
Am Wegrand.

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Über die Rückkehr nach Hause

Unser Zuhause ist ein Ort, der zu uns gehört. Er schenkt uns Kraft. Damit dieser Ort eine Zuflucht werden kann, müssen wir uns sicher fühlen, beschützt, verstanden, umsorgt. Unser Zuhause birgt Möglichkeiten. Und Zuneigung. Es ist da, wo wir vertrauen können - egal wie der Tag verlaufen sein mag. Wir können uns hinein entspannen, Fragen stellen, Pläne schmieden - ohne Einschränkung.
An diesem Ort hat alles Würde, ist alles von gleicher Bedeutung.

Während es ein Zuhause gibt, wo wir immer leben und einfach sein können, egal wo wir uns räumlich befinden, haben wir auch ein geografisches zu Hause.

Nicht alle haben in ihrem Zuhause einen so persönlichen Bereich, ein Altar kann dies vermitteln. Seine intime, stille Präsenz kann uns dabei helfen, mit unserem Herzen zu kommunizieren, uns mit unseren Lieben (noch unter uns oder verstorben) in Verbindung zu bringen wie auch eine Brücke zu einem größeren Getragensein anbieten.

Ob eher eng oder ob geräumig, ob von vielen bewohnt oder nur von uns alleine: unser Wohnort ist nicht nur Zuflucht, der Ort für unsere Praxis, sondern für die meisten auch Kraftquelle, Rückzug, Zuflucht.

Nicht alle von uns verfügen darin über viel Platz für sich selbst.
Ein Altar kann helfen, den Raum des inneren Austauschs zu vergrößern und zu intensivieren. Ein Altar ist etwas privates, individuelles, sozusagen der Inbegriff eines Bereiches, wo wir Heimat gefunden haben.

Ob einfach oder geschmückt, ob in einem extra Bereich oder auf einem Bücherregal: ein Altar schafft Verbindung. Er kann unsere Praxis sichtbar machen.
Es ist ein sicherer Ort, wo wir verletzlich sein können, wo schwierige oder intensive Gefühle Platz haben, an dem wir eine tiefe Dankbarkeit erfahren können, die unsere Furcht verflüchtigen kann.

Hier können wir mit Menschen, die uns nahe waren, in Verbindung treten, wider alle Logik mit ihnen sprechen, lachen oder auch einmal Tränen vergießen.

Buddha ist nicht nur eine Statue auf dem Altar unseres Zendos.
Unser eigener Altarbuddha (wie auch immer dieser aussehen mag), erlaubt besonders viel Raum für Persönliches. Dieser Buddha hört uns vielleicht noch mehr zu als andere Statuen, er tut dies mit viel Mitgefühl für unsere Sorgen und Nöte, unsere Freuden und Hoffnungen.

Natürlich ist das ein Bild. Manche mögen sagen, eine Projektion. Was nicht bedeutet, dass beide genauso unserer erlebten Wirklichkeit entsprechen können.
Schließlich sind unsere Gedanken auch „echt“ und „wahr“.

Der Frühling naht heran
Ich male Krokusse
und helfe ihm blühen.

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Nur sitzen: anders als wir denken

„Nur sitzen“ lautet eine der oft zitierten Empfehlungen im Zen.

Das Kissen, das Kissen, das Kissen. Aber was ist mit meinem Zorn auf die Rehe, welche die Frühlingsknospen rasiert haben? Dem aktuellen Zustand „der Welt“? Meiner Unzufriedenheit mit mir?

Der oft allzu schnellen Rückkehr in den Trott nach beeindruckenden Kurstagen, fernab von all den nervigen Dingen des Broterwerbs?

Wo die schwarze Pille ihre Wirkung verfehlt, ist es gut, danach Ausschau zu halten, wie unsere Praxis zusätzliche Formen annehmen kann.

Es gibt ein Zazen des Toilettengangs und des Kochens, wie wir bereits von Meister Dogen wissen. Wie sieht dies ein paar Jahrhunderte später aus? Welche Formen kann unsere Praxis annehmen?

Diesen Aspekten unserer Praxis widmen wir uns seit ein paar Wochen. Wir haben mit dem Bodhisattva Gelöbnissen begonnen, denn Absicht, Ausrichtung stellt die Basis jeder spirituellen Übung dar.

Ferner möchten wir uns dem Dharma-Studium widmen, dem Zazen und dem Zazen der täglichen (Geld-)Arbeit. Wir werden auch auf den wichtigen Bereich der Kreativität und Imagination zu sprechen kommen und die Sangha im Sinne der Praxis der Begegnung und des gegenseitigen Austauschs besuchen.

Wir laden alle Leserinnen und Leser herzlich ein, uns ihre Erfahrungen und Fragen hierzu mitzuteilen.

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Zazen

Schneefall
Am abendlichen Zendo
Ruf eines Käuzchens
Flocken
Wirbel
Welten
Bereit zu schmelzen
Bereit zu funkeln
Bereit.


Rigi

Tief in der Nacht
Hoch auf dem Berg
Holt mein Atem
Seewasser
Der Mund bleibt stumm
Doch die Alten
Kichern
Und prusten
Bis die Sonne aufgeht.


Erster März

Dichter Schneefall
Hier oben
Kein Laut
Selbst die Tempelglocke
Schweigt
Dem Tanz der Welten
Gehört die Stunde
Meine ist eine davon.

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Besuch im Felsentor

Unsere letzte Zenreise führte uns über einen Zazenkai im Maximilianeum (https://www.zenimmax.ch/) in Zürich über einen Abend im wunderschönen Zendo am Fluß in Luzern (https://www.zendoamfluss.ch/) auf die Mitte der Rigi zum ehrwürdigen Felsentor.

Eingerahmt und getragen von der Praxis der Hausgemeinschaft durften wir eine Woche lang gemeinsam arbeiten, rezitieren, Zazen sitzen, Pause machen und natürlich die umwerfend schmackhafte Kost aus den verschiedenen Gärten des Berges verzehren. Der Kurs geriet darüber fast in Vergessenheit. Felsentor ist einer der seltenen Orte, wo die Stille eine Heimat gefunden hat.

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