Kshanti

"Kshanti" wird oft mit "Geduld" übersetzt. Hiermit ist weniger ein abwartendes Verharren gemeint, als eine Haltung der Stabilität und Beständigkeit, die von innerer Offenheit und "Herzensweite" (Thich Nath Hanh) geprägt ist.
Wie können wir Geduld üben in einer schwierigen Welt?
Es ist relativ leicht, Meditation, Großzügigkeit und ethisches Verhalten zu üben, wenn die Dinge glatt laufen.

Aber wenn die Dinge auseinanderfallen, wenn unser Leben schwierig ist, fallen wir allzu leicht in alte Verhaltensmuster zurück. Es ist ein natürlicher Reflex, dass wir uns abwenden, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Niemand möchte sich Schmerzen zuwenden. Wenn ein schmerzhaftes Gefühl auftritt, möchten wir diese Erfahrung vermeiden, beenden. Wir haben Angst, sie zu berühren.

Wir schalten den Fernseher an. Wir verbringen Stunden am Computer. Wir essen eine Tüte Chips. Wir kaufen ein. Wir trinken zu viel. Wir suchen und finden heutzutage sehr leicht etwas, wie wir uns beschäftigt und innerlich taub halten können. Statt in unser Bewusstsein eingeladen zu werden, verschwindet dieses Gefühl dann unter der Oberfläche und betritt jede einzelne Zelle unseres Körpers. Die Empfindung geht nicht weg, denn unser Körper vergisst nicht.

Eine häufige übliche Reaktion ist, dass wir uns beklagen. Warum betrifft das mich? Warum stößt mir das zu? Wir tun manchmal so, als ob es nicht wahr ist, verleugnen, lehnen ab.

Oder wir suchen einen Schuldigen: andere, oder, oft schlimmer: Uns selbst. Warum ich schon wieder? Kannst Du nicht… Schuldzuweisung kann auch eine Art der Verleugnung sein.

Die Gefahr ist, dass wir eine verbitterte, sarkastische oder depressive Person werden.

So lasst uns daran arbeiten, dass dies nicht passiert. Hier hilft uns die Übung von kshanti paramita.

Denn mit der Praxis von kshanti üben wir ein, das Gegenteil zu tun: uns der Schwierigkeit zuzuwenden und sie als Verbündeten zu umarmen. Wenn schwierige Dinge in unserem Leben geschehen, wenden wir uns ihnen zu und sehen, was wir tun können.

Der Begriff Geduld ist vielleicht mit einer irreführenden Assoziation behaftet. Wenn wir geduldig sind, ist es, auf als ob wir auf etwas Besseres warten. So wie Kinder mit Geduld Schwierigkeiten haben.

Traditionell wurden drei 3 Felder der Übung unterschieden:
1. Geduld mit eigenem Schmerz und eigenen Schwierigkeiten
2. Geduld mit dem Leiden, das durch andere verursacht wurde (im Umgang mit anderen)
3. Geduld mit den schmerzhaften Wahrheiten unseres menschlichen Lebens.

Wir üben Geduld mit dem, was ist. Wir erkennen zunächst an, was ist, ohne sofort beurteilen zu müssen, ob es gut oder schlecht ist. Dies ist die Praxis, zu erlauben, was ist.

Gassho,
Juen und Nanzan


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