Zuversicht

„Keine Hoffnung zu haben, kann der Beginn einer tiefen Akzeptanz unseres Lebens sein.“
 Pema Chödrön

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Hoffnung und ihre enge Verwandte Zuversicht haben in unserer Übung oft einen Beigeschmack, denn sind sie nicht auf etwas „außerhalb“ des gegenwärtigen Augenblicks gerichtet?

Das ist insofern zutreffend, als es ein „später“ im Zen nicht gibt. Jedenfalls nicht im Sinne der vertagten Übung und der Hoffnung, dass es „später“ besser wird und wir nicht bereits jetzt schon alles in diesen einen Augenblick investieren sollten.

Ist unsere Übung also ohne jegliche Hoffnung und Zuversicht?

Natürlich nicht – wir hoffen auf das nächste Sanghatreffen, die nächste Runde Zazen, wenn wir die jetzige vielleicht ein bisschen verschlafen haben, das tröstliche Oryoki, wenn uns während des Zazens beständig die Beine einschlafen.

Hoffnung gehört zu uns wie unser Atem.
Hoffnung zu halten und anzupassen, während wir uns gleichzeitig darum bemühen, alles uns Verfügbare in den jetzigen Moment zu geben, stellt auch einen Aspekt unserer Übung dar.

Können wir nicht auch von der Hoffnung lernen, zum Beispiel: Flexibilität? Wir sind in der Lage, unsere Hoffnungen, unsere Zuversicht, relativ rasch an die jeweilige Situation anzupassen. In Bezug auf Hoffnung scheinen wir kein Problem mit Wandel und Veränderbarkeit zu haben. Wir sind vielleicht ein paar Tage etwas ratlos, dann hoffen wir wieder gemäß der veränderten Situation.

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Hoffnung zu teilen, kann ferner für jemand anderen überaus tröstlich sein. Der Himmel und das Meer der Hoffnung sind grenzenlos. Sie reichen von der Zuversicht auf Befreiung von unseren Leiden bis hin zur Hoffnung auf einen nächsten Sonnenstrahl oder die Tasse Tee, welche ohne Übelkeit genossen werden konnte.

Gibt es einen größeren Ausdruck der Hoffnung als die „Vier großen Gelöbnisse“? Selbstverständlich werden wir alles daran setzen, den Buddha-Weg zu erlangen, obgleich er grenzenlos ist. Natürlich werden wir danach streben, alle Dharma-Tore zu durchschreiten, obgleich sie zahllos sind. Und selbstredend pflanzen wir den Apfelbaum, obgleich die Erde eventuell bereits heute untergehen wird.

Weil wir Bodhisattvas sind. Weil wir Menschen lieben und unsere kleine, bedrohte Erde. Weil wir gerne für andere da sind und uns kümmern. Weil wir diese wunderbare Praxis gefunden haben und wissen: es gibt kein zurück.

Denn: noch sind wir hier. Noch können wir lieben und einen Unterschied machen. Jetzt und Jetzt und wieder Sogleich.

Gassho,
Juen

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