Fliegen (II)

Erinnern wir uns noch einmal an Mumonkan, Fall 46: Wie gehst Du voran von der Spitze einer 100 Fuß hohen Stange?. Vielleicht geht es gar nicht um den einen, den großen, den dramatischen Sprung? Sondern darum, tief zu hören, auf uns und auf die Welt, um mutig den nächsten kleinen Schritt zu machen?
Wie könnte dieser Sprung für uns, gerade jetzt beim Lesen dieser Zeilen, aussehen? Womit üben wir gerade? Was hindert uns, so durch den Tag zu gehen, wie wir es uns wünschen?

Wenn wir an unsere Praxis denken, meinen wir meist die stille Meditation, vielleicht auch Rituale, Rezitation, Sesshin. Dies sind wichtige Aspekte, sozusagen unsere Basis.
Dies ist aber noch nicht alles: wie übe ich?

Meisterlich hat dies der Gründer unserer Schule ausgelegt, in dem der in seinen „Anweisungen für den Koch“ über viele Seiten beschreibt, wie Reis zu waschen sei, das Wasser zu holen, die Küche zu fegen.
Oder wie es die US-amerikanische Zen-Lehrerin Cheri Huber in ihrer prägnanten Weise auf den Punkt brachte: „It’s not what - but how.“

Das Reiskorn, der Grashalm, die Teetasse, mein Auto.
Mein Garten, unser Urlaub, der Nachbar, die Bilder im Fernsehen.
Unsere Enkel, meine Mutter.
Alles mein, alles Subjekt, Ausgangspunkt für eine gemeinsame Reise wo es kein „entweder oder gibt“, sondern nur ein „und“.

Alleine mit dem Zazen kommen wir nicht zusammen. Die gehissten Segel möchten auf Wogen treffen, damit beide gemeinsam in Schwingung versetzt werden können und somit zu dem Element, als das sie gemeint sind.

Tag und Nacht, was immer euch begegnet, ist euer Leben. Daher sollt ihr euer Leben der Situation anpassen, der ihr im Augenblick begegnet. Verwendet eure Lebenskraft dazu, aus den Umständen, die auf euch zukommen, eine Einheit mit eurem Leben zu gestalten und die Dinge an ihren richtigen Platz zu setzen.
Dogen Zenji


Gassho,
Juen und Nanzan


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