September 2025

Von A nach B

Von A nach B ist immer: von A nach A, B und AB.

Anfang des Monats haben Nanzan und ich einen Ort unterhalb der Stiftung Felsentor namens „Sentiberg“ besucht. Das ein paar Hektar große Gelände umfasst neben Bergwiesen und Scheunen auch einige Wohnhäuser. Während wir in den Jahren zuvor genau das gesehen haben und von den vagen Plänen einer Lebensgemeinschaft hörten, gibt es jetzt tägliches Zazen, eine zunehmende Anzahl an Menschen, die dort wohnen und arbeiten möchten, ein kleines Zendo und manchmal auch gemeinsame Mahlzeiten.

Zunächst waren es Wiesen, Mulden und Bäume.
Jetzt sind es Orte der geteilten Praxis, deren Aufbruchsstimmung beinahe ansteckend war.

Wir alle verfügen über das Potential, aus einer Teetasse eine Pagode werden zu lassen.
Täglich haben wir (hoffentlich!) viele neue Ideen.
Wie wird aus einer Vision meine gelebte Wirklichkeit?
Was hindert mich daran?

Zunächst schwebt die Phantasie im freien Raum. Kein Gedanke stört sie. Dann kommen Worte, die Argumente finden, warum etwas nicht klappen könnte.
Wir finden immer Gründe, uns zu begrenzen.

Natürlich gibt es Schwierigkeiten in unseren Leben, es gibt Tragisches, tief Schmerzhaftes, es gibt Situationen, die wir nicht mehr verändern können.
Wir leben zudem alltäglich in komplexen Banden aus beruflichen, familiären, finanziellen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Aber auch in der schwierigsten Zeit gibt es: Lücken. Da ist ein wenig Raum zwischen den Begrenzungszäunen. Wir können sie spüren, diese Orte, in denen wir uns (dennoch) frei bewegen können.

An diesem Ort ist auch die Quelle unseres Bodhisattva-Gelübdes: unser Leiden und das aller anderer zu transformieren. Meine Tendenz, mich abzuwenden und aus der Gewohnheit heraus zu reagieren (Problem!) anzusehen.

Die endlosen Dharma-Tore zu durchschreiten. Weil ich noch hier bin. Weil meine Augen gerade und mein Nabel mittig ist. Weil das Vertrauen, welches mir auf dem Kissen jedes Mal geschenkt wird, aus meinem Fallen ein Fliegen machen kann – durch alle zu kleinen Tore hindurch.

Gassho, Juen

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Herbst-Ango

Vor Kurzem hat unsere „Ango“-Zeit begonnen.
Dieser Begriff steht für „friedliches Verweilen“ und bezeichnet eine Zeit des Rückzugs, die traditionell in den Klöstern drei Monate dauerte und die neben der täglichen Arbeit dem intensiveren Zazen und dem Schriftstudium gewidmet war.
 
Die Tradition geht zurück auf die Regenzeit im alten Indien, als es für die Mönche der ersten buddhistischen Gemeinschaften zu schwer wurde, von Ort zu Ort zu reisen. Der Legende nach geht diese „Regenzeit-Klausur“ auf den Buddha selbst zurück und wird in Pali mit „Vassa“ beschrieben.
 
Unsere Ango ist die einer kleinen Laiengemeinschaft: wir kommen zusammen und sitzen zusammen wie bisher, halten jedoch zu Beginn dieser einmonatigen Praxiszeit eine kleine Zeremonie ab, bei der jedes anwesende Sangha-Mitglied seinen oder ihren Namen auf eine Schiefertafel malt, um der Absicht, noch etwas intensiver zu üben, Ausdruck zu verleihen.
 
Das kann das Lesen eines Dharma-Buches sein, der Entschluss, eine meiner Angewohnheiten genauer unter die Lupe zu nehmen, täglich Kinhin zu praktizieren – der Phantasie, einen Aspekt unserer Praxis zu in diesen Wochen vertiefen, sind keine Grenzen gesetzt. Dieser sollte überschaubar bleiben und so konkret wie möglich sein.
 
Vom 30.9. bis einschließlich 21.10. sitzen wir morgens um 6 Uhr digital zusammen, um uns in dieser Zeit noch etwas mehr zu unterstützen.
 
Herzlich willkommen!


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