Von Erde und Himmel II
22.05.2023
Meistens denken wir, auch im Zen, dass die Gedanken den Geist und den Körper befrieden. Selten nur denken wir in die andere Richtung: es ist unser Körper, der unseren Geist beruhigt, der unsere Gedanken verlangsamen kann.
Bei der Atemmeditation ist es offensichtlich: durch die Konzentration auf den Atem kann sich auch unser Körper entspannen.
Ergänzend hierzu möchten wir, im Rahmen der Beschäftigung mit den vier Elementen, die Konzentration auf deren Qualitäten in unserem Körper vorschlagen. Wo spüre ich etwas Festes, Hartes? Verändert sich diese Wahrnehmung im Tagesverlauf? Ist in diesem Festen auch ein Anteil beweglich? Wie kommuniziert der stabilere Anteil mit dem beweglichen? Habe ich hierbei Vorlieben? Warum?
Beginnend mit unserem eigenen Körper können diese Betrachtungen zunehmend erweitert werden, bis wir bei Bergen, Flüssen und dem großen Erdkörper insgesamt angelangt sind.
So kann die Erdverbundenheit des Körpers, das Spüren der Schwerkraft, eine heilsame Wirkung auf unseren hüpfenden Geist auswirken – gerade in einer instabilen Welt. Die Haltung, die wir beim Zazen einnehmen, eignet sich gut als Ausgangsplattform auch für ein Gespür über die Haltekräfte unseres Körpers. Wo spüre ich seine Auflage? Wie fühlt sich das an? Ist dieses Druckgefühl, diese Schwere, belebt und hat sie immer die gleiche Färbung?
Welche Auswirkungen hat mein Gemütszustand auf die Wahrnehmungsqualität meiner Kontaktfläche mit der Sitzunterlage? Kann ich mich in das Gehaltenseins meines Körpers mittels der Schwerkraft entspannen? Wann gelingt mir dies besser/schlechter?
Alles, was wir tun, ist der Kraft, welche die Erde auf uns ausübt, unterworfen. Dieser große Planet, der uns eine vorübergehende Bleibe gewährt, der uns hält und der uns auch nicht loslassen wird, wenn wir die jetzige Form einmal aufgeben: können wir seine Energie spüren? Können wir sie als Rückhalt erfahren? Können wir die Herausforderung annehmen, damit zu üben? Können wir das Wagnis eingehen, die Steinfrau, der Holzmann zu werden, die hierüber zu Tanzen beginnen, zum Staunen und zur Freude aller, einschließlich der Gräser, Flüsse und der großen Erde?
Gassho, Juen
Bei der Atemmeditation ist es offensichtlich: durch die Konzentration auf den Atem kann sich auch unser Körper entspannen.
Ergänzend hierzu möchten wir, im Rahmen der Beschäftigung mit den vier Elementen, die Konzentration auf deren Qualitäten in unserem Körper vorschlagen. Wo spüre ich etwas Festes, Hartes? Verändert sich diese Wahrnehmung im Tagesverlauf? Ist in diesem Festen auch ein Anteil beweglich? Wie kommuniziert der stabilere Anteil mit dem beweglichen? Habe ich hierbei Vorlieben? Warum?
Beginnend mit unserem eigenen Körper können diese Betrachtungen zunehmend erweitert werden, bis wir bei Bergen, Flüssen und dem großen Erdkörper insgesamt angelangt sind.
So kann die Erdverbundenheit des Körpers, das Spüren der Schwerkraft, eine heilsame Wirkung auf unseren hüpfenden Geist auswirken – gerade in einer instabilen Welt. Die Haltung, die wir beim Zazen einnehmen, eignet sich gut als Ausgangsplattform auch für ein Gespür über die Haltekräfte unseres Körpers. Wo spüre ich seine Auflage? Wie fühlt sich das an? Ist dieses Druckgefühl, diese Schwere, belebt und hat sie immer die gleiche Färbung?
Welche Auswirkungen hat mein Gemütszustand auf die Wahrnehmungsqualität meiner Kontaktfläche mit der Sitzunterlage? Kann ich mich in das Gehaltenseins meines Körpers mittels der Schwerkraft entspannen? Wann gelingt mir dies besser/schlechter?
Alles, was wir tun, ist der Kraft, welche die Erde auf uns ausübt, unterworfen. Dieser große Planet, der uns eine vorübergehende Bleibe gewährt, der uns hält und der uns auch nicht loslassen wird, wenn wir die jetzige Form einmal aufgeben: können wir seine Energie spüren? Können wir sie als Rückhalt erfahren? Können wir die Herausforderung annehmen, damit zu üben? Können wir das Wagnis eingehen, die Steinfrau, der Holzmann zu werden, die hierüber zu Tanzen beginnen, zum Staunen und zur Freude aller, einschließlich der Gräser, Flüsse und der großen Erde?
Gassho, Juen
Von Himmel und Erde I
22.05.2023
Vor kurzem beschäftigen wir uns mit den "vier Elementen": Wasser, Erde, Luft und Feuer. Dabei geht es, wie immer in unserer Übung - abgesehen von den Qualitäten "flüssig, fest, beweglich und heiß" vor allem darum, zu beobachten, wie wir diese Eigenschaften im Körper wahrnehmen. Und im Zuge dessen zu betrachten, wann sich unsere Wahrnehmung verändert, so dass wir die Chance haben, festzustellen: selbst so etwas "Gewöhnliches" wie die Kontemplation über "mein Bein" ist einem Wandel unterworfen.
Der indischen Vorstellungswelt nach bestand unser Planet und alles, was wir sehen, aus den Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer. Heutzutage würden wir vielleicht sagen: Kohlenstoffatome, Wasser, Kalzium usw.
Wenn der Buddha über die Betrachtung der vier Elemente lehrte, meinte er eine Wahrnehmung derselben, keine gedankliche Erörterung.
Fühlen wie das Wasser fließt. Fühlen wie das Wasser stagniert. Spüren wie fest ein Berg ist. Wie weich die Erde sein kann. Wie schwer sie sich auch anfühlen kann.
Wir beobachten unser Empfinden. Wir beobachten unser sich veränderndes Empfinden. Wenn ich Schwere spüre – bin ich dann eher geneigt, meine Wahrnehmung davon abzuwenden, mich vielleicht abzulenken? Warum ist das so? Welches Gefühl verursacht die Empfindung von Schwere in Bezug auf das Erdelement in mir? Was daran ist angenehm/unangenehm?
Was sich so einfach, fast schlicht anhört, ist in Wahrheit eine Kunst. Die Kunst des Lauschens auf feine Klänge, die alle Sinne beanspruchen.
Wie wir diese Schwingungen wahrnehmen, ob wir dazu bereit sind, ihnen zu folgen, Schicht für Schicht, sagt viel aus über unser Leben insgesamt. Denn: wir sind auch, was wir fühlen. Und weil wir sind, fühlen wir.
"Wisse immer, wo Deine Füße sind"
Sojun Mel Weitsman Roshi
Gasso, Juen
Der indischen Vorstellungswelt nach bestand unser Planet und alles, was wir sehen, aus den Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer. Heutzutage würden wir vielleicht sagen: Kohlenstoffatome, Wasser, Kalzium usw.
Wenn der Buddha über die Betrachtung der vier Elemente lehrte, meinte er eine Wahrnehmung derselben, keine gedankliche Erörterung.
Fühlen wie das Wasser fließt. Fühlen wie das Wasser stagniert. Spüren wie fest ein Berg ist. Wie weich die Erde sein kann. Wie schwer sie sich auch anfühlen kann.
Wir beobachten unser Empfinden. Wir beobachten unser sich veränderndes Empfinden. Wenn ich Schwere spüre – bin ich dann eher geneigt, meine Wahrnehmung davon abzuwenden, mich vielleicht abzulenken? Warum ist das so? Welches Gefühl verursacht die Empfindung von Schwere in Bezug auf das Erdelement in mir? Was daran ist angenehm/unangenehm?
Was sich so einfach, fast schlicht anhört, ist in Wahrheit eine Kunst. Die Kunst des Lauschens auf feine Klänge, die alle Sinne beanspruchen.
Wie wir diese Schwingungen wahrnehmen, ob wir dazu bereit sind, ihnen zu folgen, Schicht für Schicht, sagt viel aus über unser Leben insgesamt. Denn: wir sind auch, was wir fühlen. Und weil wir sind, fühlen wir.
"Wisse immer, wo Deine Füße sind"
Sojun Mel Weitsman Roshi
Gasso, Juen
Der majestätische Frieden der Berge
22.05.2023
Für eine Kiefer am blauen Gebirgsbach
und für einen Kranich in seinem kalten Nest
ist das Wesen von Trauer
sanft und friedlich,
erhaben ihr gesamter Körper.
Der tiefe Strom im Tal
umarmt das helle Mondlicht.
Die gewaltigen Berge
umsorgen die farbenfroh glühenden Wolken.
Jeder Ort für sich -
die zehn Richtungen sind klar und unverstellt.
Heute, jetzt, hier:
verstehst Du dies?
(aus Dogen Zenjis Eihei Koroko)
und für einen Kranich in seinem kalten Nest
ist das Wesen von Trauer
sanft und friedlich,
erhaben ihr gesamter Körper.
Der tiefe Strom im Tal
umarmt das helle Mondlicht.
Die gewaltigen Berge
umsorgen die farbenfroh glühenden Wolken.
Jeder Ort für sich -
die zehn Richtungen sind klar und unverstellt.
Heute, jetzt, hier:
verstehst Du dies?
(aus Dogen Zenjis Eihei Koroko)
Benediktushof
11.04.2023
Über Ostern fand der von Juen angebotene Zenkurs "Blüten fallen" im Benediktushof statt. Im erblühenden Franken verbrachten wir vier reich gefüllte Tage, die in einem gemeinsamen Osterfrühstück der an allen Kursen Teilnehmenden endete.
Der alltägliche Geist ist der Weg
30.03.2023
Joshu fragte Nansen allen Ernstes: „Was ist der Weg?“
Nansen antwortete: der alltägliche Geist ist der Weg“.
Fall 19, Mumonkan
Oft konzentrieren wir uns darauf, WAS wir tun. Oder was wir eigentlich tun sollten an Stelle von dem, was wir gerade vor uns haben. Wir denken darüber nach, was wir tun möchten, was sein sollte, was sein könnte. Wir grübeln darüber, was nicht ist. Wir denken immer wieder daran, was der oder die gesagt hat, was richtig ist und was nicht, was wir uns wünschen, was wir „stattdessen“ viel besser hätten sagen sollen und so weiter.
Das ist nicht falsch oder un-spirituell, es ist nur einseitig und es führt überwiegend zu mehr Leiden. In unserer Praxis stellen wir eine Alternative zur Seite: wir untersuchen, WIE wir etwas denken oder tun. Indem wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, verschwinden Vorlieben, Meinungen, selbst unser Widerstand hält inne. Wir müssen nicht mehr etwas besonders Schlagfertiges antworten, besonders hübsch oder klug sein oder etwas Interessanteres tun. Wir verlegen unseren Fokus auf uns selbst: wie mache ich das gerade? Wie fühle ich, wo spüre ich etwas, wie verleihe ich in dieser Situation meiner Übung am besten Ausdruck?
Indem wir uns von der Rolle der Opfer unserer Umstände wegbewegen, geschieht etwas: es ist an uns, zu fragen, an uns, zu beleuchten, an uns, zu verändern. Der äußere Rahmen verschwindet im Webmuster. Wir müssen uns nicht länger bemühen, das Angenehme, Gute über das Unangenehme, Lästige gewinnen zu lassen. Es ist ohnehin unmöglich.
In diesen scheinbar langweiligen Handlungsabfolgen, die wir schon x-Mal abgespult haben, um dann auf das Wochenende, die Ferien oder die Befreiung zu hoffen, ist unser Weg. Mittendrin.
Sollen wir uns dahin ausrichten? Dafür müssen wir nichts Zusätzliches tun, nicht besonders „Zen“ sein, noch nicht einmal besonders achtsam sein. Neugierig bleiben und unverstellt, einfach schauen, einfach hören, das ist der Weg.
Wie kann ich wissen, dass der Weg der richtige ist?
Unser Körper, unsere Haut, unsere Knochen, unser Mark zeigen uns die Richtung. Unser Zazen zeigt uns den Weg. Dann müssen wir nur noch lassen. Und nichts anderes suchen.
Gassho,
Juen
Nansen antwortete: der alltägliche Geist ist der Weg“.
Fall 19, Mumonkan
Oft konzentrieren wir uns darauf, WAS wir tun. Oder was wir eigentlich tun sollten an Stelle von dem, was wir gerade vor uns haben. Wir denken darüber nach, was wir tun möchten, was sein sollte, was sein könnte. Wir grübeln darüber, was nicht ist. Wir denken immer wieder daran, was der oder die gesagt hat, was richtig ist und was nicht, was wir uns wünschen, was wir „stattdessen“ viel besser hätten sagen sollen und so weiter.
Das ist nicht falsch oder un-spirituell, es ist nur einseitig und es führt überwiegend zu mehr Leiden. In unserer Praxis stellen wir eine Alternative zur Seite: wir untersuchen, WIE wir etwas denken oder tun. Indem wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, verschwinden Vorlieben, Meinungen, selbst unser Widerstand hält inne. Wir müssen nicht mehr etwas besonders Schlagfertiges antworten, besonders hübsch oder klug sein oder etwas Interessanteres tun. Wir verlegen unseren Fokus auf uns selbst: wie mache ich das gerade? Wie fühle ich, wo spüre ich etwas, wie verleihe ich in dieser Situation meiner Übung am besten Ausdruck?
Indem wir uns von der Rolle der Opfer unserer Umstände wegbewegen, geschieht etwas: es ist an uns, zu fragen, an uns, zu beleuchten, an uns, zu verändern. Der äußere Rahmen verschwindet im Webmuster. Wir müssen uns nicht länger bemühen, das Angenehme, Gute über das Unangenehme, Lästige gewinnen zu lassen. Es ist ohnehin unmöglich.
In diesen scheinbar langweiligen Handlungsabfolgen, die wir schon x-Mal abgespult haben, um dann auf das Wochenende, die Ferien oder die Befreiung zu hoffen, ist unser Weg. Mittendrin.
Sollen wir uns dahin ausrichten? Dafür müssen wir nichts Zusätzliches tun, nicht besonders „Zen“ sein, noch nicht einmal besonders achtsam sein. Neugierig bleiben und unverstellt, einfach schauen, einfach hören, das ist der Weg.
Wie kann ich wissen, dass der Weg der richtige ist?
Unser Körper, unsere Haut, unsere Knochen, unser Mark zeigen uns die Richtung. Unser Zazen zeigt uns den Weg. Dann müssen wir nur noch lassen. Und nichts anderes suchen.
Gassho,
Juen