Von A nach B
30.09.2025
Von A nach B ist immer: von A nach A, B und AB.
Anfang des Monats haben Nanzan und ich einen Ort unterhalb der Stiftung Felsentor namens „Sentiberg“ besucht. Das ein paar Hektar große Gelände umfasst neben Bergwiesen und Scheunen auch einige Wohnhäuser. Während wir in den Jahren zuvor genau das gesehen haben und von den vagen Plänen einer Lebensgemeinschaft hörten, gibt es jetzt tägliches Zazen, eine zunehmende Anzahl an Menschen, die dort wohnen und arbeiten möchten, ein kleines Zendo und manchmal auch gemeinsame Mahlzeiten.
Zunächst waren es Wiesen, Mulden und Bäume.
Jetzt sind es Orte der geteilten Praxis, deren Aufbruchsstimmung beinahe ansteckend war.
Wir alle verfügen über das Potential, aus einer Teetasse eine Pagode werden zu lassen.
Täglich haben wir (hoffentlich!) viele neue Ideen.
Wie wird aus einer Vision meine gelebte Wirklichkeit?
Was hindert mich daran?
Zunächst schwebt die Phantasie im freien Raum. Kein Gedanke stört sie. Dann kommen Worte, die Argumente finden, warum etwas nicht klappen könnte.
Wir finden immer Gründe, uns zu begrenzen.
Natürlich gibt es Schwierigkeiten in unseren Leben, es gibt Tragisches, tief Schmerzhaftes, es gibt Situationen, die wir nicht mehr verändern können.
Wir leben zudem alltäglich in komplexen Banden aus beruflichen, familiären, finanziellen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Aber auch in der schwierigsten Zeit gibt es: Lücken. Da ist ein wenig Raum zwischen den Begrenzungszäunen. Wir können sie spüren, diese Orte, in denen wir uns (dennoch) frei bewegen können.
An diesem Ort ist auch die Quelle unseres Bodhisattva-Gelübdes: unser Leiden und das aller anderer zu transformieren. Meine Tendenz, mich abzuwenden und aus der Gewohnheit heraus zu reagieren (Problem!) anzusehen.
Die endlosen Dharma-Tore zu durchschreiten. Weil ich noch hier bin. Weil meine Augen gerade und mein Nabel mittig ist. Weil das Vertrauen, welches mir auf dem Kissen jedes Mal geschenkt wird, aus meinem Fallen ein Fliegen machen kann – durch alle zu kleinen Tore hindurch.
Gassho, Juen
Anfang des Monats haben Nanzan und ich einen Ort unterhalb der Stiftung Felsentor namens „Sentiberg“ besucht. Das ein paar Hektar große Gelände umfasst neben Bergwiesen und Scheunen auch einige Wohnhäuser. Während wir in den Jahren zuvor genau das gesehen haben und von den vagen Plänen einer Lebensgemeinschaft hörten, gibt es jetzt tägliches Zazen, eine zunehmende Anzahl an Menschen, die dort wohnen und arbeiten möchten, ein kleines Zendo und manchmal auch gemeinsame Mahlzeiten.
Zunächst waren es Wiesen, Mulden und Bäume.
Jetzt sind es Orte der geteilten Praxis, deren Aufbruchsstimmung beinahe ansteckend war.
Wir alle verfügen über das Potential, aus einer Teetasse eine Pagode werden zu lassen.
Täglich haben wir (hoffentlich!) viele neue Ideen.
Wie wird aus einer Vision meine gelebte Wirklichkeit?
Was hindert mich daran?
Zunächst schwebt die Phantasie im freien Raum. Kein Gedanke stört sie. Dann kommen Worte, die Argumente finden, warum etwas nicht klappen könnte.
Wir finden immer Gründe, uns zu begrenzen.
Natürlich gibt es Schwierigkeiten in unseren Leben, es gibt Tragisches, tief Schmerzhaftes, es gibt Situationen, die wir nicht mehr verändern können.
Wir leben zudem alltäglich in komplexen Banden aus beruflichen, familiären, finanziellen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Aber auch in der schwierigsten Zeit gibt es: Lücken. Da ist ein wenig Raum zwischen den Begrenzungszäunen. Wir können sie spüren, diese Orte, in denen wir uns (dennoch) frei bewegen können.
An diesem Ort ist auch die Quelle unseres Bodhisattva-Gelübdes: unser Leiden und das aller anderer zu transformieren. Meine Tendenz, mich abzuwenden und aus der Gewohnheit heraus zu reagieren (Problem!) anzusehen.
Die endlosen Dharma-Tore zu durchschreiten. Weil ich noch hier bin. Weil meine Augen gerade und mein Nabel mittig ist. Weil das Vertrauen, welches mir auf dem Kissen jedes Mal geschenkt wird, aus meinem Fallen ein Fliegen machen kann – durch alle zu kleinen Tore hindurch.
Gassho, Juen
Herbst-Ango
30.09.2025
Vor Kurzem hat unsere „Ango“-Zeit begonnen.
Dieser Begriff steht für „friedliches Verweilen“ und bezeichnet eine Zeit des Rückzugs, die traditionell in den Klöstern drei Monate dauerte und die neben der täglichen Arbeit dem intensiveren Zazen und dem Schriftstudium gewidmet war.
Die Tradition geht zurück auf die Regenzeit im alten Indien, als es für die Mönche der ersten buddhistischen Gemeinschaften zu schwer wurde, von Ort zu Ort zu reisen. Der Legende nach geht diese „Regenzeit-Klausur“ auf den Buddha selbst zurück und wird in Pali mit „Vassa“ beschrieben.
Unsere Ango ist die einer kleinen Laiengemeinschaft: wir kommen zusammen und sitzen zusammen wie bisher, halten jedoch zu Beginn dieser einmonatigen Praxiszeit eine kleine Zeremonie ab, bei der jedes anwesende Sangha-Mitglied seinen oder ihren Namen auf eine Schiefertafel malt, um der Absicht, noch etwas intensiver zu üben, Ausdruck zu verleihen.
Das kann das Lesen eines Dharma-Buches sein, der Entschluss, eine meiner Angewohnheiten genauer unter die Lupe zu nehmen, täglich Kinhin zu praktizieren – der Phantasie, einen Aspekt unserer Praxis zu in diesen Wochen vertiefen, sind keine Grenzen gesetzt. Dieser sollte überschaubar bleiben und so konkret wie möglich sein.
Vom 30.9. bis einschließlich 21.10. sitzen wir morgens um 6 Uhr digital zusammen, um uns in dieser Zeit noch etwas mehr zu unterstützen.
Herzlich willkommen!
Dieser Begriff steht für „friedliches Verweilen“ und bezeichnet eine Zeit des Rückzugs, die traditionell in den Klöstern drei Monate dauerte und die neben der täglichen Arbeit dem intensiveren Zazen und dem Schriftstudium gewidmet war.
Die Tradition geht zurück auf die Regenzeit im alten Indien, als es für die Mönche der ersten buddhistischen Gemeinschaften zu schwer wurde, von Ort zu Ort zu reisen. Der Legende nach geht diese „Regenzeit-Klausur“ auf den Buddha selbst zurück und wird in Pali mit „Vassa“ beschrieben.
Unsere Ango ist die einer kleinen Laiengemeinschaft: wir kommen zusammen und sitzen zusammen wie bisher, halten jedoch zu Beginn dieser einmonatigen Praxiszeit eine kleine Zeremonie ab, bei der jedes anwesende Sangha-Mitglied seinen oder ihren Namen auf eine Schiefertafel malt, um der Absicht, noch etwas intensiver zu üben, Ausdruck zu verleihen.
Das kann das Lesen eines Dharma-Buches sein, der Entschluss, eine meiner Angewohnheiten genauer unter die Lupe zu nehmen, täglich Kinhin zu praktizieren – der Phantasie, einen Aspekt unserer Praxis zu in diesen Wochen vertiefen, sind keine Grenzen gesetzt. Dieser sollte überschaubar bleiben und so konkret wie möglich sein.
Vom 30.9. bis einschließlich 21.10. sitzen wir morgens um 6 Uhr digital zusammen, um uns in dieser Zeit noch etwas mehr zu unterstützen.
Herzlich willkommen!
Warum, eigentlich?
05.08.2025
Von Zeit zu Zeit kann es gut sein, die eigenen Beweggründe zu hinterfragen, die uns auf den Weg gebracht haben – ganz gleich, wie lange oder wie kurz unser Eintritt auf den Pfad der Leichtigkeit und Freude jeweils zurückliegen mag.
Warum sitze ich?
Warum fahre ich zu einem Kurs?
Was, abgesehen von meinem Wunsch nach „Ruhe und Abstand“, liegt meinen Anstrengungen ursprünglich zu Grunde?
Wie würde ich die Quelle meiner Spiritualität beschreiben?
Wo spüre ich sie in meinem Körper?
Welche Emotionen sind damit verbunden?
Oder, für diejenigen, die lieber mit intellektuellen Fragen arbeiten:
Wer bin ich wirklich?
Wohin gehe ich?
Was soll ich tun?
Für viele von uns wird es etwas sein, das man mit „Sehnen“ beschreiben kann, nach Einheit und Verbindung, zum Beispiel.
Unser menschliches Bewusstsein, unabhängig von Biografie oder Sozialisierung, ist ein reflektierendes Bewusstsein. Das macht es uns in Zeiten der Auswahlschwemme zur Erbauung unseres Alltags einerseits und Kargheit an moralischem Imperativ, insbesondere Vorbildern für dasselbige, zunehmend schwer.
Was soll ich tun?
Hinzu kommt die stets lauernde und medial dramatisch überrepräsentierte Vermittlung einer unserer Grundwahrheiten überhaupt: Menschen sterben. Alle Menschen sterben.
Wohin gehe ich?
„Vergänglichkeit“ (skr. anicca), „Leiden“ (dukkha) und „kein unveränderbares Ich“ zu besitzen, (anatta) gehören zu den Dharma-Siegeln, die wiederum eng mit der Tatsache unserer begrenzten Verweildauer zusammenhängen.
Wer bin ich?
Wie kommen wir, einmal in das Licht des Tages gerückt, wieder in die verbindende Einheit der Dämmerung?
Vor allem aber: wie kann mir dies gelingen, ohne einen Schatten zu werfen, oder von den Lichtverhältnissen im Geringsten abhängig zu sein?
In unserer Tradition, die keinen Anspruch auf Erhabenheit oder Überlegenheit in Anspruch nehmen möchte, denn es ist einer von vielen spirituellen Wegen, lautet die Antwort seit vielen Jahrhunderten: Zazen.
Zazen als eine unseren Körper und Kopf gleichermaßen betreffende Praxis, um mich biegsamer zu machen, empfänglicher, wacher für die Wahrnehmung meines Ungetrenntseins.
Diese Einheit muss weder entdeckt noch poliert und schon gar nicht durch uns hervorgebracht werden. Sie erfreut sich seit Jahrtausenden einer unerschütterlichen Gesundheit. Obschon wir es immer vorgeben: wir brauchen uns nicht um sie zu sorgen.
Wir sind es, die kranken. Oder zumindest oft kränkeln.
An einem Weg- und Orientierungsverlust, oder zumindest an einer Unsicherheit, was denn nun hier zu tun sei - abgesehen vom Üblichen?
Zazen als Weg zur Quelle.
Zazen als ein Gewahrsein dieser Quelle.
Zazen als Quelle.
Zazen.
Warum sitze ich?
Warum fahre ich zu einem Kurs?
Was, abgesehen von meinem Wunsch nach „Ruhe und Abstand“, liegt meinen Anstrengungen ursprünglich zu Grunde?
Wie würde ich die Quelle meiner Spiritualität beschreiben?
Wo spüre ich sie in meinem Körper?
Welche Emotionen sind damit verbunden?
Oder, für diejenigen, die lieber mit intellektuellen Fragen arbeiten:
Wer bin ich wirklich?
Wohin gehe ich?
Was soll ich tun?
Für viele von uns wird es etwas sein, das man mit „Sehnen“ beschreiben kann, nach Einheit und Verbindung, zum Beispiel.
Unser menschliches Bewusstsein, unabhängig von Biografie oder Sozialisierung, ist ein reflektierendes Bewusstsein. Das macht es uns in Zeiten der Auswahlschwemme zur Erbauung unseres Alltags einerseits und Kargheit an moralischem Imperativ, insbesondere Vorbildern für dasselbige, zunehmend schwer.
Was soll ich tun?
Hinzu kommt die stets lauernde und medial dramatisch überrepräsentierte Vermittlung einer unserer Grundwahrheiten überhaupt: Menschen sterben. Alle Menschen sterben.
Wohin gehe ich?
„Vergänglichkeit“ (skr. anicca), „Leiden“ (dukkha) und „kein unveränderbares Ich“ zu besitzen, (anatta) gehören zu den Dharma-Siegeln, die wiederum eng mit der Tatsache unserer begrenzten Verweildauer zusammenhängen.
Wer bin ich?
Wie kommen wir, einmal in das Licht des Tages gerückt, wieder in die verbindende Einheit der Dämmerung?
Vor allem aber: wie kann mir dies gelingen, ohne einen Schatten zu werfen, oder von den Lichtverhältnissen im Geringsten abhängig zu sein?
In unserer Tradition, die keinen Anspruch auf Erhabenheit oder Überlegenheit in Anspruch nehmen möchte, denn es ist einer von vielen spirituellen Wegen, lautet die Antwort seit vielen Jahrhunderten: Zazen.
Zazen als eine unseren Körper und Kopf gleichermaßen betreffende Praxis, um mich biegsamer zu machen, empfänglicher, wacher für die Wahrnehmung meines Ungetrenntseins.
Diese Einheit muss weder entdeckt noch poliert und schon gar nicht durch uns hervorgebracht werden. Sie erfreut sich seit Jahrtausenden einer unerschütterlichen Gesundheit. Obschon wir es immer vorgeben: wir brauchen uns nicht um sie zu sorgen.
Wir sind es, die kranken. Oder zumindest oft kränkeln.
An einem Weg- und Orientierungsverlust, oder zumindest an einer Unsicherheit, was denn nun hier zu tun sei - abgesehen vom Üblichen?
Zazen als Weg zur Quelle.
Zazen als ein Gewahrsein dieser Quelle.
Zazen als Quelle.
Zazen.
Nur im Tun ...
22.07.2025
... zeigt sich das Dharma.
Wir können noch so viele Sesshins sitzen, Bücher lesen, Erwägungen anstellen, Podcasts hören und Youtubes gucken, über das Sitzen an sich referieren –
Erwachen ist: erwachte Handlung.
In ihr zeigt sich unser Dharma. Nicht nur das: in ihr wird unser Dharma erst lebendig.
Diese Handlung ist immer auch: sozial. Denn es ist die Handlung im Kontext, im Austausch, in der sich unsere Praxis zeigt. Während durch unsere Handlung mit oder für jemanden oder etwas das Dharma erst erscheint, ist es auch gerade diese oder dieser jemand oder etwas, welche das Dharma erst scheinen lassen. Das ist „Gyoji“ – der Kreis des Weges, von dem Dogen spricht. Dharmablume dreht Dharmablume.
Soziale Handlung ist Teil unserer Tradition.
Mit Green Gulch Farm, einer „biologischen Landwirtschaft“ in Marine County, die 1972 gegründet wurde, dem „Zen Hospice Project“ in der Page Street in San Francisco, das über 30 Jahre bestand und auf der Höhe der Aids-Epidemie gegründet wurde, und mit „Greens“, dem legendären und ersten vegetarischen Restaurant der USA, mit Blick auf die Golden Gate Brücke, in der lange nur Zen-Studenten kochten, legte die Folgegeneration von Shunryu Suzuki Roshi den Rahmen aus für weitere kreative Umsetzung des Dharmas im Alltag.
Unser Lehrer, Hozan Alan Senauke, führte diesen Weg fort bzw. erweiterte ihn in seiner Zeit als Vorsitzender des von Robert Aitken Roshi gegründeten „Buddhist Peace Fellowship“ über die Landesgrenzen hinaus. Hozan kümmerte sich in mehreren von ihm gegründeten gemeinnützigen Organisationen um die „Dalits“, die „Unberührbaren", die bis heute diskriminiert werden. Er gründete Schulen, unterrichtete jährlich dort, kümmerte sich um Ausbildungsplätze und Gesundheitsvorsorge.
Ferner nahm er sich der unterdrückten nepalesischen Minderheiten in Bhutan an und hatte zeitlebens mehrere Kontakte, mit denen er die Rohingyas in Myanmar unterstütze.
Das Dharma zeigt sich aber nicht nur in der Gründung von Organisationen. Es scheint in jedem Lächeln, das wir jemandem schenken, in der Bereitschaft zu helfen, auch wenn uns niemand sieht, in der inneren Wendung eines „Ja, hier bin ich!“, wie Meister Zuigan es uns bis heute noch zuruft.
Handlung und Dharma sind eins. Ob wir beide sehen oder nicht. Sie warten auf uns.
Aber besser, wir bitten beide bald hinein und geben uns die Chance, uns an einer der schönsten Gemeinschaften zu erfreuen, die es für uns Menschen überhaupt gibt.
Stellvertretend für die vielen Menschen, die am Aufbau unseres ambulanten Hospizdienstes sowie an der Verwirklichung unseres einmaligen Hospizes beteiligt waren, repräsentativ für alle, die sich Fragestellungen am Lebensende annehmen und die sich in den dichten Momenten am Lebensende um Verständigung bemühen, wurde Juen in der vergangenen Woche der Bundesverdienstorden am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. So etwas entsteht nie alleine. Sondern nur in Gemeinschaft, im Zusammenhalt und: in Kontinuität. All dies scheint in diesen Zeiten immer wichtiger zu werden.
Wir können noch so viele Sesshins sitzen, Bücher lesen, Erwägungen anstellen, Podcasts hören und Youtubes gucken, über das Sitzen an sich referieren –
Erwachen ist: erwachte Handlung.
In ihr zeigt sich unser Dharma. Nicht nur das: in ihr wird unser Dharma erst lebendig.
Diese Handlung ist immer auch: sozial. Denn es ist die Handlung im Kontext, im Austausch, in der sich unsere Praxis zeigt. Während durch unsere Handlung mit oder für jemanden oder etwas das Dharma erst erscheint, ist es auch gerade diese oder dieser jemand oder etwas, welche das Dharma erst scheinen lassen. Das ist „Gyoji“ – der Kreis des Weges, von dem Dogen spricht. Dharmablume dreht Dharmablume.
Soziale Handlung ist Teil unserer Tradition.
Mit Green Gulch Farm, einer „biologischen Landwirtschaft“ in Marine County, die 1972 gegründet wurde, dem „Zen Hospice Project“ in der Page Street in San Francisco, das über 30 Jahre bestand und auf der Höhe der Aids-Epidemie gegründet wurde, und mit „Greens“, dem legendären und ersten vegetarischen Restaurant der USA, mit Blick auf die Golden Gate Brücke, in der lange nur Zen-Studenten kochten, legte die Folgegeneration von Shunryu Suzuki Roshi den Rahmen aus für weitere kreative Umsetzung des Dharmas im Alltag.
Unser Lehrer, Hozan Alan Senauke, führte diesen Weg fort bzw. erweiterte ihn in seiner Zeit als Vorsitzender des von Robert Aitken Roshi gegründeten „Buddhist Peace Fellowship“ über die Landesgrenzen hinaus. Hozan kümmerte sich in mehreren von ihm gegründeten gemeinnützigen Organisationen um die „Dalits“, die „Unberührbaren", die bis heute diskriminiert werden. Er gründete Schulen, unterrichtete jährlich dort, kümmerte sich um Ausbildungsplätze und Gesundheitsvorsorge.
Ferner nahm er sich der unterdrückten nepalesischen Minderheiten in Bhutan an und hatte zeitlebens mehrere Kontakte, mit denen er die Rohingyas in Myanmar unterstütze.
Das Dharma zeigt sich aber nicht nur in der Gründung von Organisationen. Es scheint in jedem Lächeln, das wir jemandem schenken, in der Bereitschaft zu helfen, auch wenn uns niemand sieht, in der inneren Wendung eines „Ja, hier bin ich!“, wie Meister Zuigan es uns bis heute noch zuruft.
Handlung und Dharma sind eins. Ob wir beide sehen oder nicht. Sie warten auf uns.
Aber besser, wir bitten beide bald hinein und geben uns die Chance, uns an einer der schönsten Gemeinschaften zu erfreuen, die es für uns Menschen überhaupt gibt.
Stellvertretend für die vielen Menschen, die am Aufbau unseres ambulanten Hospizdienstes sowie an der Verwirklichung unseres einmaligen Hospizes beteiligt waren, repräsentativ für alle, die sich Fragestellungen am Lebensende annehmen und die sich in den dichten Momenten am Lebensende um Verständigung bemühen, wurde Juen in der vergangenen Woche der Bundesverdienstorden am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. So etwas entsteht nie alleine. Sondern nur in Gemeinschaft, im Zusammenhalt und: in Kontinuität. All dies scheint in diesen Zeiten immer wichtiger zu werden.
Klang und Form
13.07.2025
Meister Unmon fragt: „Warum legst Du beim Klang der Glocke Deine Robe an?“
(aus dem Mumonkan)
Im Zen haben wir viele Formen. Es gibt Empfehlungen für die Art, wie wir das Zendo betreten, wie wir uns darin bewegen, wie wir unseren Sitzplatz begrüßen. Dies setzt sich fort bei der Rezitation, beim Verbeugen, beim Kinhin und beim Oryoki.
Unsere Körperhaltung im Zazen folgt ebenso einer über viele Jahrhunderte tradierten Form – wie wir unsere Hand halten, wie wir atmen und: was wir mit unseren Gedanken tun. Es scheint, als ob unsere Praxis aus nichts als Anweisungen bestehen würde! Für Neulinge kann das irritierend sein, auch für etwas Fortgeschrittene bedeuten unsere Formen ein andauerndes Übungsfeld.
Warum das Ganze?
Die Zen-Formen haben ein Ziel: uns zu unterstützen. Auch wenn es manchmal nicht danach aussehen mag: sie sind einzig und allein dafür da, uns bei unserer edlen Aufgabe zu helfen.
Als Menschen des 21. Jahrhunderts fragen wir, je nach Prägung, entweder sofort oder etwas später: warum? Warum soll ich mich so bewegen und nicht anders?
Die Zen-Formen haben einen Sinn. Alle.
Dieser sollte bei Bedarf erklärt werden. Er hat meistens etwas mit einem vereinfachten Umgang miteinander zu tun oder auch damit, dass es bei einer einmal festgelegten Form leichter fällt, die Überlegungen darüber ziehen zu lassen. Mit anderen Worten: die Formen helfen uns bei der Auflockerung unseres unterscheidenden Denkens.
Alle Zen-Formen haben eine Einbindung unseres Körpers als Voraussetzung, denn unsere Praxis beginnt mit unserem Körper.
Wenn auch die Formen unser diskursives Denken etwas verlangsamen können, so bringen sie gleichzeitig ein „Denken“ hervor, das einen integralen Bestandteil unserer Übung darstellt: Gewahrsein.
Ich stelle fest, etwas „falsch“ gemacht zu haben. Vielleicht habe ich mich in der Zeile vertan bei der Rezitation oder einen Gong vergessen als Doan.
Daran merke ich, dass ich gerade nicht ganz präsent gewesen bin.
Ferner gibt mir dies die Gelegenheit dazu, mit meinem „Fehler“ zu üben. Wie gehe ich damit um, dass alle gehört haben: „ich war gerade nicht hier?“
Wie fühlt sich das in meinem Körper an, welche Gedanken habe ich dazu?
Die Zen-Formen zeigen uns ferner auf eine sehr eindrückliche Art die Auswirkungen unseres Handelns. Ich läute die Rezitation zu schnell ein, der Doshi muss sich sputen, die Harmonie der Rezitation gerät ins Wanken.
Nichts passiert und doch sind die Ringe meines Handelns spürbar, hörbar, fühlbar. Alles in einem vertanen Gong im Mikrokosmos der abendlichen Sangha. Keiner sagt etwas, jede und jeder kennt dies von sich selbst und schickt leise mitfühlende Worte.
Exakt das Gleiche, wenngleich bedauerlicherweise meistens unbemerkt und mit deutliche mehr Auswirkungen, geschieht jenseits des Tores, außerhalb des Zendos.
Es ist die gleiche Praxis, nur in einem viel komplexeren Umfeld.
Daher kann ich am Klang des Glockengebers hören, wie seine oder ihre Stimmung ist. Daher hat der Klang der Glocke Auswirkungen, die über den jeweiligen Augenblick hinausreichen.
Es ist eben nicht egal, wie ich den Ton angebe. Denn nur auf ihn kommt es an.
Und nun, sag es mir: warum legst Du beim Klang der Glocke Deine Robe an?
(aus dem Mumonkan)
Im Zen haben wir viele Formen. Es gibt Empfehlungen für die Art, wie wir das Zendo betreten, wie wir uns darin bewegen, wie wir unseren Sitzplatz begrüßen. Dies setzt sich fort bei der Rezitation, beim Verbeugen, beim Kinhin und beim Oryoki.
Unsere Körperhaltung im Zazen folgt ebenso einer über viele Jahrhunderte tradierten Form – wie wir unsere Hand halten, wie wir atmen und: was wir mit unseren Gedanken tun. Es scheint, als ob unsere Praxis aus nichts als Anweisungen bestehen würde! Für Neulinge kann das irritierend sein, auch für etwas Fortgeschrittene bedeuten unsere Formen ein andauerndes Übungsfeld.
Warum das Ganze?
Die Zen-Formen haben ein Ziel: uns zu unterstützen. Auch wenn es manchmal nicht danach aussehen mag: sie sind einzig und allein dafür da, uns bei unserer edlen Aufgabe zu helfen.
Als Menschen des 21. Jahrhunderts fragen wir, je nach Prägung, entweder sofort oder etwas später: warum? Warum soll ich mich so bewegen und nicht anders?
Die Zen-Formen haben einen Sinn. Alle.
Dieser sollte bei Bedarf erklärt werden. Er hat meistens etwas mit einem vereinfachten Umgang miteinander zu tun oder auch damit, dass es bei einer einmal festgelegten Form leichter fällt, die Überlegungen darüber ziehen zu lassen. Mit anderen Worten: die Formen helfen uns bei der Auflockerung unseres unterscheidenden Denkens.
Alle Zen-Formen haben eine Einbindung unseres Körpers als Voraussetzung, denn unsere Praxis beginnt mit unserem Körper.
Wenn auch die Formen unser diskursives Denken etwas verlangsamen können, so bringen sie gleichzeitig ein „Denken“ hervor, das einen integralen Bestandteil unserer Übung darstellt: Gewahrsein.
Ich stelle fest, etwas „falsch“ gemacht zu haben. Vielleicht habe ich mich in der Zeile vertan bei der Rezitation oder einen Gong vergessen als Doan.
Daran merke ich, dass ich gerade nicht ganz präsent gewesen bin.
Ferner gibt mir dies die Gelegenheit dazu, mit meinem „Fehler“ zu üben. Wie gehe ich damit um, dass alle gehört haben: „ich war gerade nicht hier?“
Wie fühlt sich das in meinem Körper an, welche Gedanken habe ich dazu?
Die Zen-Formen zeigen uns ferner auf eine sehr eindrückliche Art die Auswirkungen unseres Handelns. Ich läute die Rezitation zu schnell ein, der Doshi muss sich sputen, die Harmonie der Rezitation gerät ins Wanken.
Nichts passiert und doch sind die Ringe meines Handelns spürbar, hörbar, fühlbar. Alles in einem vertanen Gong im Mikrokosmos der abendlichen Sangha. Keiner sagt etwas, jede und jeder kennt dies von sich selbst und schickt leise mitfühlende Worte.
Exakt das Gleiche, wenngleich bedauerlicherweise meistens unbemerkt und mit deutliche mehr Auswirkungen, geschieht jenseits des Tores, außerhalb des Zendos.
Es ist die gleiche Praxis, nur in einem viel komplexeren Umfeld.
Daher kann ich am Klang des Glockengebers hören, wie seine oder ihre Stimmung ist. Daher hat der Klang der Glocke Auswirkungen, die über den jeweiligen Augenblick hinausreichen.
Es ist eben nicht egal, wie ich den Ton angebe. Denn nur auf ihn kommt es an.
Und nun, sag es mir: warum legst Du beim Klang der Glocke Deine Robe an?