August 2025

Warum, eigentlich?

Von Zeit zu Zeit kann es gut sein, die eigenen Beweggründe zu hinterfragen, die uns auf den Weg gebracht haben – ganz gleich, wie lange oder wie kurz unser Eintritt auf den Pfad der Leichtigkeit und Freude jeweils zurückliegen mag.

Warum sitze ich?
Warum fahre ich zu einem Kurs?
Was, abgesehen von meinem Wunsch nach „Ruhe und Abstand“, liegt meinen Anstrengungen ursprünglich zu Grunde?
Wie würde ich die Quelle meiner Spiritualität beschreiben?
Wo spüre ich sie in meinem Körper?
Welche Emotionen sind damit verbunden?

Oder, für diejenigen, die lieber mit intellektuellen Fragen arbeiten:

Wer bin ich wirklich?
Wohin gehe ich?
Was soll ich tun?

Für viele von uns wird es etwas sein, dass man mit „Sehnen“ beschreiben kann, nach Einheit und Verbindung, zum Beispiel.

Unser menschliches Bewusstsein, unabhängig von Biografie oder Sozialisierung, ist ein reflektierendes Bewusstsein. Das macht es uns in Zeiten der Auswahlschwemme zur Erbauung unseres Alltags einerseits und Kargheit an moralischem Imperativ, insbesondere Vorbildern für dasselbige, zunehmend schwer.
Was soll ich tun?

Hinzu kommt die stets lauernde und medial dramatisch überrepräsentierte Vermittlung einer unserer Grundwahrheiten überhaupt: Menschen sterben. Alle Menschen sterben.
Wohin gehe ich?

„Vergänglichkeit“ (skr. anicca), „Leiden“ (dukkha) und „kein unveränderbares Ich“ zu besitzen, (anatta) gehören zu den Dharma-Siegeln, die wiederum eng mit der Tatsache unserer begrenzten Verweildauer zusammenhängen.
Wer bin ich?

Wie kommen wir, einmal in das Licht des Tages gerückt, wieder in die verbindende Einheit der Dämmerung?
Vor allem aber: wie kann mir dies gelingen, ohne einen Schatten zu werfen, oder von den Lichtverhältnissen im Geringsten abhängig zu sein?

In unserer Tradition, die keinen Anspruch auf Erhabenheit oder Überlegenheit in Anspruch nehmen möchte, denn es ist einer von vielen spirituellen Wegen, lautet die Antwort seit vielen Jahrhunderten: Zazen.

Zazen als eine unseren Körper und Kopf gleichermaßen betreffende Praxis, um mich biegsamer zu machen, empfänglicher, wacher für die Wahrnehmung meines Ungetrenntseins.

Diese Einheit muss weder entdeckt noch poliert und schon gar nicht durch uns hervorgebracht werden. Sie erfreut sich seit Jahrtausenden einer unerschütterlichen Gesundheit. Obschon wir es immer vorgeben: wir brauchen uns nicht um sie zu sorgen.

Wir sind es, die kranken. Oder zumindest oft kränkeln.
An einem Weg- und Orientierungsverlust, oder zumindest an einer Unsicherheit, was denn nun hier zu tun sei - abgesehen vom Üblichen?

Zazen als Weg zur Quelle.
Zazen als ein Gewahrsein dieser Quelle.
Zazen als Quelle.
Zazen.


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