Der alltägliche Geist ist der Weg

Joshu fragte Nansen allen Ernstes: „Was ist der Weg?“
Nansen antwortete: der alltägliche Geist ist der Weg“.

Fall 19, Mumonkan


Oft konzentrieren wir uns darauf, WAS wir tun. Oder was wir eigentlich tun sollten an Stelle von dem, was wir gerade vor uns haben. Wir denken darüber nach, was wir tun möchten, was sein sollte, was sein könnte. Wir grübeln darüber, was nicht ist. Wir denken immer wieder daran, was der oder die gesagt hat, was richtig ist und was nicht, was wir uns wünschen, was wir „stattdessen“ viel besser hätten sagen sollen und so weiter.

Das ist nicht falsch oder un-spirituell, es ist nur einseitig und es führt überwiegend zu mehr Leiden. In unserer Praxis stellen wir eine Alternative zur Seite: wir untersuchen, WIE wir etwas denken oder tun. Indem wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, verschwinden Vorlieben, Meinungen, selbst unser Widerstand hält inne. Wir müssen nicht mehr etwas besonders Schlagfertiges antworten, besonders hübsch oder klug sein oder etwas Interessanteres tun. Wir verlegen unseren Fokus auf uns selbst: wie mache ich das gerade? Wie fühle ich, wo spüre ich etwas, wie verleihe ich in dieser Situation meiner Übung am besten Ausdruck?

Indem wir uns von der Rolle der Opfer unserer Umstände wegbewegen, geschieht etwas: es ist an uns, zu fragen, an uns, zu beleuchten, an uns, zu verändern. Der äußere Rahmen verschwindet im Webmuster. Wir müssen uns nicht länger bemühen, das Angenehme, Gute über das Unangenehme, Lästige gewinnen zu lassen. Es ist ohnehin unmöglich.
In diesen scheinbar langweiligen Handlungsabfolgen, die wir schon x-Mal abgespult haben, um dann auf das Wochenende, die Ferien oder die Befreiung zu hoffen, ist unser Weg. Mittendrin.

Sollen wir uns dahin ausrichten? Dafür müssen wir nichts Zusätzliches tun, nicht besonders „Zen“ sein, noch nicht einmal besonders achtsam sein. Neugierig bleiben und unverstellt, einfach schauen, einfach hören, das ist der Weg.

Wie kann ich wissen, dass der Weg der richtige ist?
Unser Körper, unsere Haut, unsere Knochen, unser Mark zeigen uns die Richtung. Unser Zazen zeigt uns den Weg. Dann müssen wir nur noch lassen. Und nichts anderes suchen.

Gassho,
Juen

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